123 Hektar weist die Stadt Herrenberg zunächst als mögliche Flächen aus
Die Öffnung der Grünzüge und Gebietsausweisungen für PV FFA (Photovoltaik-Freiflächenanlagen) schreitet auch in Herrenberg voran.
Blickt man in Zukunft in Mönchberg und Kayh in Richtung Ammertal, sieht man möglicherweise eine große schwarze Spiegel-Fläche zwischen Gültstein und Altingen. Auch zwischen Kuppingen und Sulz am Eck, sowie entlang der Bahnlinie zwischen Herrenberg und Nebringen südöstlich von Haslach werden sie gleich ins Auge stechen. Auf folgender Planungskarte sind die rot gekennzeichneten Potentialflächen abrufbar. Bitte links ankreuzen Potentialflächen FF-PV und Ergebnis.
https://geonline-gis.de/portale/herrenberg.htm
Die Endergebniskarte der Potentialflächen-Analyse, welche vom Gemeinderat am 22.10.2024 beschlossen wurde, finden Sie hier:

Hatten Anwohner, Landwirte oder Naturschützer Einwände, konnten sie diese bis 09.08.2024 in einer Stellungnahme beim Verband Region Stuttgart einreichen. Diese Abgabefrist lag jedoch leider vor der öffentlichen Vorstellung der Stadt Herrenberg von möglichen Standorten zum Ausbau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Sind also alle betroffenen Bürger über die Möglichkeit der Stellungnahmen rechtzeitig und umfassend informiert worden?
Den vollständigen Bericht vom 17.10.2024 zur Potentialflächenanalyse für Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Stadtgebiet Herrenberg als Modellkommune im Landkreis Böblingen finden Sie hier:
Im Bericht auf Seite 68 – Anhang 3 – sehen Sie die rot gekennzeichneten Potentialflächen einschließlich der Vorbehaltsgebiete (blau gekennzeichnete Flächen entlang von Bundesstraßen, Bahnlinien usw.).
Auf Seite 28 im Bericht wird ersichtlich, dass damit zunächst eine Gesamtfläche von ca. 123 Hektar bzw. 1,9 % des Stadtgebiets potentiell für PV FFA-Nutzung vorgesehen ist, einschließlich der Vorbehaltsgebiete. 123 Hektar allein für Herrenberg, während umliegende Gemeinden mit eigenen Flächenausweisungen noch hinzukommen.
1,9 % des Stadtgebiets übersteigt bei weitem das vorgegebene Ziel des Regionalplans, worin eine Gemeinde lediglich 0,2 % seiner städtischen Flächen ausweisen muss. Die technische Überprägung durch Solarparks und der Verlust von Wiesen, Feldern, Biotopen und Streuobstbäumen wird das Gäu nachhaltig verändern. Allein das bisher liebliche Ammertal wird voraussichtlich zwischen Gültstein und Ammerbuch-Altingen mit 72 Hektar Solaranlagen bebaut werden, was ca. 100 Fußballfeldern entspricht. Zur Landschaftsveränderung tragen in hohem Maße zusätzlich die geplanten Windparks für Herrenberg und Jettingen, die Stromtrasse SüdWestLink, Konverterhallen und weitere Baumaßnahmen der Energiewende bei.
Noch wunderschön: die Kulturlandschaft des Gäus

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Was bleibt da von unserer schönen Kulturlandschaft, und im übrigen, von unserer Landwirtschaft noch übrig? Schwarze PV-Module, meist hergestellt in China, werden in großem Umfang dazu beitragen, unsere Landschaft bis zur Unkenntlichkeit umzugestalten, und den regionalen Landwirten die restlichen, kostbaren Flächen nehmen.
Schild bei einem Aussiedlerhof von Jettingen

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Herrenberg ist Modellkommune
Dass Herrenberg Modellkommune für PV FFA-Anlagen ist, und eine Vorreiterrolle im Landkreis Böblingen einnehmen soll, ist wenig beruhigend. Weitere Gebietsausweisungen sind zumindest laut Regionalplanung zukünftig in alle Richtungen möglich, außer östlich, wo der Schönbuch liegt. Irgendwann könnten im westlichen Landkreis Böblingen Solarparks stehen, soweit das Auge reicht,
Soll unser Landschaftsbild bald so aussehen?

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Flächenverluste: Für die Landwirtschaft eines der größten Probleme
Die Solar- und Windindustrie hat aufgrund der geringen Energiedichte von Erneuerbaren Energien vor allem eines: einen großen Flächenverbrauch. Sonnenenergie fällt in sehr diffuser, also nicht konzentrierter Form, an. Das bedeutet, dass riesige Flächen notwendig sind, um Energie zu ernten. Später hat man zwar, wenn die Sonne scheint, Strom, doch gleichzeitig große Verluste für die regionale Landwirtschaft: Es gibt keine Flächen mehr für unsere Landwirte. Bereits jetzt stehen unsere regionalen Bauern vor vielen Problemen. Zahlen belegen dies: Seit 1950 ist die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland von 1,8 Millionen auf rund 250.000 abgesunken.
Investoren von Solarparks in den Gemeinden und Landkreisen beanspruchen für Ihre Planungen immer mehr fruchtbares Ackerland, also Felder mit guter Bonität.
Botschaft der regionalen Bauern auf einer Scheune bei Herrenberg

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Was früher durch strenge Gesetzesvorschriften ausgeschlossen war, ist auf einmal erwünscht, und wird ermöglicht mit einer geänderten Gesetzgebung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2023). Kamen früher nur minderwertige Flächen in Betracht, plant man heute vielerorts mit besten Böden, die bisher der Nahrungsmittelproduktion dienten. Flächen entlang von Autobahnen und Schienensträngen sind privilegiert. Die Herrenberger Stadtverwaltung hat unter anderem ein Standortkonzept für Installationen von Agri-PV-Anlagen, d. h. Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, entwickelt.
Schon heute besitzt Deutschland nur noch einen Bruchteil seiner ursprünglichen landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dies gefährdet die Unabhängigkeit einer regionalen Nahrungsmittelproduktion und führt zu noch mehr Kontrolle und der Monopolstellung globaler Lebensmittelkonzerne. Bereits jetzt kann sich Deutschland nicht mehr mit Obst selbst versorgen. Wären hier Streuobstwiesen nicht die bessere Idee als große schwarze Solarpaneel-Flächen?
Wenn Solaranlagen unser Auge blenden
Sonnenbrillen-Verkäufer mögen sich freuen, Noch nie wurde in Deutschland so viel Photovoltaik ausgebaut wie heute, Damit gestiegen ist auch die Anzahl von verärgerten Nachbarn und Betrachtern, deren Augen geblendet werden. Die Zahl von Blendgutachten hat in letzter Zeit stark zugenommen. Auch Behörden müssen sie immer mehr in Auftrag geben, wenn Solarparks verkehrsnah errichtet werden, um zu prüfen, ob eine erhöhte Unfallgefahr besteht.
Laut einem Artikel der Stuttgarter Zeitung vom 16.04.2024 gibt es einen Unterschied zwischen der Wirkung von natürlichem Sonnenlicht und künstlichem Licht. So äußert sich auch das Institut für Angewandte Optik und Elektronik an der TH Köln:
„Generell tolerieren Probanden unangenehm helles direktes Licht von Leuchten wesentlich geringer als direktes Sonnenlicht“

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Sollte das Großprojekt Solarparks bei Herrenberg umgesetzt werden, werden sich die Bewohner darauf einstellen müssen, bei einem Blick über ihre Heimatlandschaft auf riesige schwarze PV-Flächen zu sehen, und bei ungünstiger Sonneneinstrahlung auf unnatürliche Weise geblendet zu werden. Dies beeinträchtigt nicht nur die Wohn- sondern auch Erholungsqualität, und wird unweigerlich zu einem Wertverlust von Immobilien führen.
Gibt es nicht jetzt schon zu viel Photovoltaik?
Der massive Ausbau der Photovoltaik könnte schon bald gravierende Folgen haben, die im schlimmsten Fall zum Zusammenbruch des Stromnetzes führen. Diese Einschätzung stammt nicht von einem Gegner der Energiewende, sondern von Christoph Maurer, Doktor der Ingenieurwissenschaften mit Lehrstuhl für Elektrische Energiesysteme an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) in Erlangen.
Maurer warnt: Bereits in ein bis zwei Jahren könnte das System kollabieren, wenn wir weiter ausbauen.
Wenn Hausbesitzer mit Solaranlagen ihren Strom ins Netz einspeisen, entsteht heute bereits schnell eine Überspeisung. Diesen Überschuss an Strom kann man nicht einfach in ein anderes europäisches Land abführen oder abregeln. Somit gefährdet diese Überspeisung die Sicherheit und Stabilität des Stromnetzes.

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„Die Idee, ich produziere mal was, und ob das was wert ist oder nicht, ist mir egal, ich bekomme zehn Cent dafür, das wird dauerhaft nicht funktionieren.“
Außerdem machen Photovoltaik-Anlagen Beiträge für andere Stromkunden teurer. Während Photovoltaik-Anlagen-Besitzer, die in der Regel besser situiert sind, attraktive Subventionen abgreifen, muss der andere Teil der Bürger – also diejenigen, die ihren Strom vom Versorger beziehen und in der Regel in Mietshäusern leben – immer mehr zahlen.
Wenn also jetzt schon oft eine Überspeisung vorliegt aufgrund der Einspeisung von Strom durch Solardächer auf Häusern, warum dann Milliarden Investieren für PV-Freiflächenanlagen? Auch hier muss erwähnt werden, dass Solarenergie, wie die Windenergie, nicht grundlastfähig ist. Es müssen also immer konventionelle Energieerzeuger wie Kohle- und Gaskraftwerke im Hintergrund betrieben werden. Wenn dies sowieso der Fall ist, warum dann überhaupt noch den Energiemix mit Solar erweitern, wenn auf der nachteiligen Seite so viele Verluste stehen?
Der Wärmeinsel-Effekt: Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen erhitzen das Klima
Unter dem Deckmantel von Klimaschutzmaßnahmen wird die Solarindustrie mit Milliarden gefördert. Doch betrachtet man diese Technologie genauer, kommt man zu dem Schluss, dass diese mit Klimaschutz nichts zu tun hat. Erhitzung statt Abkühlung ist die Folge, denn große Solarparks stellen künstliche Wärmeinseln dar, und lassen die lokale Temperatur steigen.

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Das EIKE Institut (Europäisches Institut für Klima und Energie e.V.) fand heraus, dass die Temperaturen über einer PV-Anlage nachts regelmäßig 3-4 °C höher lagen als in der freien Natur,
PV-Paneele reflektieren und absorbieren aufsteigende langwellige Strahlung und können somit verhindern, dass der Boden so stark abkühlt, wie es unter einem dunklen Himmel in der Nacht der Fall wäre.
Am Tag geben PV-Module sowohl nach oben als auch nach unten Wärmestrahlung ab, was zu größeren, fühlbaren Wärmeströmen führt. PV Module sind oft 20 Grad Celsius wärmer sind als die Umgebungstemperatur.
Die Natur leidet auch hier mit, denn die Vegetation wird in der Regel vor der Installation von PV-Kraftwerken entfernt, also weniger Wiesen und Felder und somit weniger Kühlung durch verringerte natürliche Transpiration der Vegetation.
All dies ist in Betracht zu ziehen vor Überlegungen von Solarpark-Errichtungen.
Nicht weniger fossile Brennstoffe: Solartechnik nutzt viel Kohle
Vor Errichtung von großen Solarparks wird immer auf die Dringlichkeit hingewiesen, Deutschland „klimaneutral“ zu machen. Dies sei notwendig, um das Klima zu retten, und könne nur durch eine Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Kohle und Gas geschehen.
Was die meisten nicht wissen: Kohle und Solar sind eng miteinander verbunden. Die Herstellung von Solarmodulen ist ohne Kohle unmöglich. Bei der Herstellung von Solarzellen geht es grundsätzlich um die Produktion von Silizium. Und für dessen Herstellung, also für die Siliziumschmelze, sind 3 Kohlenstoffquellen erforderlich: Kohle, Petrolkoks und Hartholz.

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Die Kohle, die für die Siliziumschmelze verwendet wird, muss von besonderer Qualität sein. Sie ist knapp, ihr Abbau, z. B. in Kolumbien, und ihr Transport sind teuer, und benötigen eine beträchtliche Menge an Energie und Ressourcen.
Ein weiterer benötigter Rohstoff ist Hartholz. Dieses Hartholz, welches aus alten Bäumen zu Holzschnitzeln verarbeitet wird, muss ebenfalls besondere Qualitätsansprüche aufweisen und kommt z. B. aus brasilianischen Regenwäldern.
Die deutsche „Energiewende“ hat somit gravierende Umweltauswirkungen. Sie lässt unberücksichtigt, dass es heute kein einziges Solarpaneel gibt, das ohne Kohle, Öl oder Gas und Holz aus Regenwäldern hergestellt wird.
Keine Photovoltaik-Freiflächenanlagen im Gäu!
Wenn man all dies betrachtet, kommt unweigerlich die Frage auf, ob Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen mehr Nachteile als Vorteile bringen. Wie immer gibt es vereinzelt Profiteure, doch was bedeutet das für die Lebensqualität der Einwohner der betroffenen Gemeinden?
Die Privilegierung von PV Freiflächen gegenüber landwirtschaftlicher Nutzung unserer Böden macht keinen Sinn. Die fehlende Wirtschaftlichkeit, hohe Strompreise, verminderte Lebensqualität, Erwärmung statt Abkühlung und Ressourcen-Verbrauch macht klar:
Der politisch getriebene rasante Ausbau von Photovoltaik Freiflächenanlagen (PV FFA) ist ein Irrweg.
Quellen: